Geschichtlicher Rückblick
Der Ur-Freiberger ist identisch mit dem historischen Jura-Pferd, einer sehr alten Landrasse aus dem Raum des Bistums Basel. Die laut „Chavannes“ vom Fürstbischof als Zugpferde für die Artillerie und die etwas größeren Exemplare als Reitpferde für die Kavallerie im 15ten Jahrhundert (1315*) gehalten wurden. Die Zucht wurde im Raum des Bistums Basel, Schwarzbubenland, Leimental, Laufental, Birstal, um Delsberg und im Pruntutergebiet nachgewiesen. Weniger in den Freibergen und im Berner Jura (siehe Camenzind und J, Gloor). Zitat von Jean Henry Nicolas Mochard, Pfarrer in Bévilard 1726 im Brief an den Landesherrn: „Man gibt jährlich immense Summen außer Landes, um Pferde und Zugochsen zu kaufen, die wir eben so gut selbst aufziehen könnten, genau wie die Bewohner der schweizerischen Kantone, unsere Nachbarn, die uns diese Tiere teuer verkaufen“.

Die vorherrschende Meinung, dass die Pferdehaltung in der Schweiz und auch im Jura, auf Pferde der sogenannten Burgunderbeute (Burgunderkriege) zurückzuführen sei, konnte anhand umfangreichen Archivmaterials der Eidgenossenschaft und der Kantone Bern und Basel nicht verifiziert werden. Sie sind teils wiedersprüchlich. Die Chronik von Hans Fries und Diebold Schilling weisen darauf hin, dass die fliehenden Burgunder "die Rosse us den Wegen snitten" d.h. die Pferde aus den Geschirren schnitten um darauf zu entkommen. Dies  ist auch nicht Gegenstand und Aufgabe dieser Vorstellung.

Nach Übernahme des Jura, 1815, vom Kanton Bern, übernahm derselbe die Förderung der Pferdezucht im Jura. Daraus resultierend besitzen wir auch die ersten schriftlichen Aufzeichnungen über das Jurapferd oder den Juraschlag. Diese gehen zurück auf den ersten Schaubericht vom September des Jahres 1817. Er fiel befriedigend aus, die Anzahl der Stuten wurde auf 4.000 geschätzt. (Heute sind es noch ca. 500). Der Bericht von 1815 hält fest, dass anstelle der schwarzen Pferde (Erlenbacher Schlag) im alten Kantonsteil vor allem Schweiss- und Kohlfüchse, teilweise Braune, Schimmel, Graue, Falben und eine Anzahl fehlfarbiger Pferde (Schecken) gehalten wurden. Ab dem Jahre 1851 sind alle offiziell in die Jura-Rasse eingekreuzten Hengste bekannt. Es wurden ** genealog verwandte Pferdeschläge in die Zucht, wie Ardenner, Percherons, tief gebaute Anglonormänner aufgenommen. Ebenfalls Comtois-Hengste und Stuten wurden immer wieder bis in die Neuzeit in die Rasse hereingenommen. Auf diesen Genpool und dem der Ardenner Pferde soll der Ursprung des Jura-Pferdes zurückgehen. Die vielen leeren Pedigree Daten in den alten Abstammungsscheinen, sind nach Überlieferung alter Jura-Züchter in der Regel Comtois-Pferde. Der Vollständigkeit halber soll erwähnt werden, dass im Jahre 1871, anlässlich der Internierung der Armée de l' Est des Generals Bourbaki, Berberstuten**** in geringer Zahl in die Rasse einflossen. Im gleichen Jahrhundert wurden von der Eidgenossenschaft 40 Ardenner Zuchtstuten importiert, ob diese zur Zucht verwendet wurden ist unbekannt.

1894 wurde die erste Pferdezuchtgenossenschaft in Burgdorf gegründet, mit dem Ziel ein schweres Zugpferd mit Masse und Gang zu züchten. Eben den legendären Burgdorferschlag, eine Anpaarung zwischen genealog verwandten Ardenner-Hengsten und Jurastuten.

1898 erscheint erstmals der Name „Freiberger“ in der Dissertation von Dr. Marek unter dem Namen: „Das Helvetisch gallische Pferd“.

1921 wird das Stammzuchtbuch für das Zugpferd, das Ursprungszuchtbuch eröffnet. Der Freiberger gilt bis dahin als veredelte Landrasse, obwohl gewisse Aufzeichnungen in die 1860iger Jahre zurück datieren. Alle Daten vor 1921 sind nicht immer sicher, so z. B. auch die genaue  Abstammung des Stammhengst Vaillant. Ab 1921 bis 1950 wurden 4 Kaltbluthengste und 8 Halbbluthengste auf ca 650 000 Belegungen eingekreuzt. 1947 der letzte Kaltblütige Ardenner Hengst.

Bis 1950 hat sich die Freiberger-Rasse in beiden Weltkriegen 1914-1918 und 1935-1945 und danach in der Armee, Landwirtschaft und Gewerbe bestens bewährt und in der gesamten Schweiz verbreitet. Die Freiberger-Rasse wurde zu einem bedeutenden wirtschaftlichen und kulturellen Faktor in der Schweiz. Der Rassestandard des Ur-Freibergers ist in dieser Zeit entstanden und die Rasse gilt als durchgezüchtet. Das bedeutet, dass mit der Population bis 1950, jederzeit das gewünschte Pferd in Reinzucht gezüchtet werden kann. Die Founder-Hengste sind alle genealog verwandte Kaltblut- oder schwere Halbblutpferde, mit Ausnahme der Hengste „Shagia I“ und Scipio (Araber Abstammung) die inklusive ihrer Nachkommen vom RRFB von der Zucht ausgeschlossen sind. Die entsprechenden äußeren Merkmale und Charaktereigenschaften weisen den Ur-Freiberger eindeutig als leichtes, mittleres und den „Burgdorferschlag“ als schweres Kaltblut aus.

Umbau des Freiberger Kaltblutpferdes zur Warmblutrasse
Ab 1950 begann bedingt durch die Motorisierung in der Landwirtschaft die große Wende. Das reine Zugpferd hatte jetzt einen schweren Stand. Die Gestütsleitung unter Dr. Baumann*** plante mit dem Zuchthengst Doktryner OX eine Sporthengstlinie zu gründen, um mit einem sportlich leichten Pferd die Marktchancen des Freibergers zu erhöhen. Das hatte fatale Folgen, denn nun wollten alle „Fachleute“ in der Zucht, diesen „Schnellzug“ für die Zucht leichter sportlicher Pferde nutzen, anstatt mit Reinzucht und Selektion leichtere Pferde zu züchten. Vier Araberhengste und siebenundzwanzig hochblütige Warmblüter wurden in einer beispiellosen Verdrängungskreuzung in die Zucht eingekreuzt und das bei einer Population von knapp 3.000 Zuchtstuten. In weniger als zwanzig Jahren wurde der kaltblütige Ur-Freiberger, der die Gen-Reserve der Jura-Rasse verkörpert, an den Rand des Aussterbens gedrängt. Von den 1997, dem Gründungsjahr des SFZV, noch vorhandenen 2.000 kaltblütigen Ur-Freiberger Stuten und dreißig Hengsten, sind beim SFZV heute, 2012, noch gerade 150 Stuten im Alter von drei bis dreißig Jahren und davon nur noch ca. 138 als zuchtfähig registriert, nebst einer knappen Handvoll Hengste. Der SFZV kann noch 1% der Ur-Genetik bei den Hengsten und möglicherweise 40% bei den Stuten abdecken. Traditionell werden diese Stuten jedoch von eingekreuzten Freibergerhengsten belegt. Jährlich werden noch maximal zehn Urfreibergerfohlen geboren; Tendenz fallend. Das geschieht nur wegen der gezielten Paarungen, die mit Bundesmitteln finanziert werden. Die Resultate hieraus entsprechen nicht dem Zuchtziel (Warmblut-Freiberger) des SFV und so landen diese Pferde  beim Metzger.

Quellen:

* 1315 soll das Jurapferd erstmals schriftlich erwähnt worden sein. Wir können diese Quelle     weder ausfindig machen, noch benennen.
** Alle Deutschen Landrassen führen Blut des Jurapferdes. (Dr.Dr. E. Flade  in Sursee 1999)
*** Dr.vet. Gygax
****Mündlich überlieferte Quelle des Züchters Freudiger aus Niederbipp 1947, über seinen FM-Schimmel: „ Das isch no e Bourbaki“.


Aufstand der Freunde des traditionellen Freiberger Kaltblutpferdes
Beginnend 1997, dem Gründungsjahr des SFZV, formierte sich auf Initiative Heidi Gurtners eine Gegenbewegung für den Erhalt des traditionellen Freiberger Kaltblutpferdes. Die Zielsetzung ähnelte der des RRFB, jedoch war die Bewegung wegen fehlender Machtmittel erfolglos. Außerdem mussten auf Druck des SFZV immer wieder Kompromisse zugunsten des Warmblut Freibergers eingegangen werden. Letztendlich blieben nur noch formulierte Wünsche auf Papier übrig. Zudem versickerte viel Zweck entfremdetes Geld in falschen Kanälen. Unter anderem wurden für die Arabo-Freibergerlinie „Don“ erhebliche Gelder des Bundes investiert, obwohl diese Konstellation jederzeit mit einem Araberhengst und einer Urfreiberger Stute für weniger als 200 Franken erzielt werden kann. Die Ur-Freiberger Hengstlinien C, D, E, H, R, B, V, U und S hat und wollte der SFZV teilweise aussterben lassen und somit auch die kaltblütigen Stutenstämme nur eingekreuzt zu erhalten. Ein unersetzbarer Verlust für die Kaltblut-Genetik und den Gen-Pool der Rasse, sowie für den RRFB. Für den SFZV ist das kein Thema, kann er doch aufgrund seiner Herdebuchordnung, trotz geschlossenem Zuchtbuch, jederzeit Genetik von Fremdrassen hereinnehmen. Ein weiterer Minuspunkt ist, dass man infolge des Aufbaus der neuen Rasse der Ur-Rasse die besten Urfreiberger Elitezuchtstuten entzogen hat, was sich auf die Qualität der Urfreiberger negativ auswirkte. Prinzipiell steht die Ur-Rasse heute schlechter da als 1960, als die starken Einkreuzungen ihren Anfang nahmen. Die Zuchtleitung des RRFB muss demzufolge ein schweres Erbe antreten. Neunzig Jahre Zuchtarbeit durch Spitzenfachleute des Bundes und der Kantone wurde innerhalb von zwanzig Jahren vernichtet, nur um ein Freizeitpferd zu züchten! Heute nun, wie seitens des SFZV geschehen, den staatlichen Stellen vor 1997 die Schuld zuzuweisen, zeugt nicht von Einsicht und Weitblick. Hätte der SFZV 1997 richtig reagiert und die damaligen Rufe für den Erhalt des Urfreibergers beachtet, würden wir uns heute nicht in dieser misslichen Lage befinden.

Als sich 2002 abzeichnete, dass die IGOFM scheitern würde (alle heute 50% Kreuzungstiere werden aus Sicht des SFZV, innerhalb von 6 Generationen zu "Original oder Basisfreibergern" weil sich pro Generation der Fremdblutanteil halbiere!), erwog man bei den Vertretern für die Ur-Rasse Maßnahmen, wie denn der Ur-Freiberger noch zu retten wäre. Man führte, zwar erfolglos, Urfreiberger Hengste in Glovelier vor und erstand Urgenetik aus Deutschland, weil sie dort noch existent war. Ebenfalls wurden Verbandsstrukturen erarbeitet. Infolge Ablehnung der neuen Herdebuchordnung durch die Delegiertenversammlung des SFZV wurde klar, dass es nun zu handeln galt, um den Urfreiberger noch zu retten.

Im Jahre 2008 wurde ein neuer Zuchtverband, der RRFB gegründet mit dem Ziel die Freiberger Ur-Rasse vor dem Untergang zu retten. Das rief natürlich den SFZV auf den Plan, der hier Einfluss nehmen wollte, obwohl in der Vergangenheit und bei diversen Verhandlungen immer deutlicher wurde, dass er gegensätzliche Ziele verfolgte. Die Bestandszahlen beweisen doch, dass der SFZV sich nie um den Erhalt der Ur-Rasse bemüht hat. Daher befürchten die Vertreter der Ur-Rasse, dass es dem SFZV erneut gelingen könnte, die Rettungsaktion für den Ur-Freiberger zu untergraben und gar zum Scheitern zu bringen. Der RRFB verfügt mittlerweile wieder über siebzehn Hengste und sechs bis zweijährige Hengstanwärter und ca. 80 Stammstuten. Damit können bis 100% der Hengstgenetik wieder abgedeckt werden. Beim SFZV sind es inkl. Gefreirsperma noch 11%. Das Rotationsprinzip der Hengsthaltung des RRFB muss noch verfeinert werden. Bei den Stuten stellt sich die Situation kritischer dar, denn da spielt die vom SFZV abgelehnte Doppelmitgliedschaft der Züchter und die Ablehnung der Urfreiberger Nachkommen, seitens des SFZV, eine wesentliche Rolle. Derzeit läuft es aus Sicht des RRFB nicht im Interesse der Ur-Rasse, trotz aller Beteuerungen der Gegenseite, denn es wird unterschwellig versucht unsere Bemühungen zu behindern. Die Geschichte des Ur-Freibergers ist noch keineswegs zu Ende geschrieben.

Aktuelle Populationsdaten ab Herdebuch 2008
Fünfzehn zuchtfähige Hengste, fünfzehnjährige Stuten 55, bis zweiundzwanzigjährige 155; insgesamt 210 Stuten. Beim Feldtest 2008 wurden noch fünfzehn Urfreiberger Stuten vorgeführt. Geburten in 2009: zehn Urfreiberger Stutfohlen, elf Urfreiberger Hengstfohlen. Davon lebten in 2010 noch acht in der Schweiz. 

Erläuterungen 
Die Zahlen sind wegen der unterschiedlichen Anerkennungs-Bedingungen nicht aussagekräftig. Die Hengste des RRFB werden vom SFVZ nicht anerkannt, weil sie dessen Anforderungen nicht genügen, wegen des anderen Zuchtziels und der Anforderung an die Fremdgenetik der beiden Rassen auch nie genügen werden. Der RRFB ist jedoch für eine funktionierende Erhaltungszucht auf alle noch greifbaren rezenten Hengstlinien angewiesen und kann nicht zuwarten, bis der SFZV irgendwann reinrassige Hengste ankört. Urfreiberger Stuten im Einflussbereich des SFZV werden von ihren Besitzern niemals von Hengsten des RRFB belegt werden, denn die Nachkommen würden vom SFZV im Herdebuch unter der Rubrik „FM Andere“ registriert werden. Möchte also der Züchter einer Urfreiberger Stute reinrassig anpaaren und beim SFZV weiter züchten, darf er das nicht mit einem Hengst des RRFB. Die Diskriminierung der reinrassigen Nachkommen von Hengsten des RRFB behindert ganz offensichtlich die Ziele der Erhaltungszucht der Urfreiberger.

Die Einzigartigkeit der Rasse 
Der Urfreiberger verkörpert den historischen Juraschlag, das Freiberger Kaltblutpferd. Aus dem ging der heute gezüchtete Warmblut Freiberger hervor. Weltweit sind die Forscher auf der Suche nach gesunder Genetik; der Urfreiberger verkörpert solch eine Gen-Bank aufs Vortrefflichste; den Vorfahren sei es gedankt. Es ist die letzte in der Schweiz bestehende Pferderasse im „Wirtschaftstyp“. Es gibt infolge der Selektion mehr leichte und mittlere, rittige Urfreiberger. Das Pferd ist je nach Typ leicht mittel oder schwer, aufgrund seines ruhigen Temperaments, der Körperform, dem Körperbau und vom Gewicht her auch noch für den „schweren Zug“, das heißt für schwere Zugarbeit geeignet; im speziellen der kaltblütige „Burgdorfer Schlag“. der leider ausgestorben ist.
Interessenvertretung der Rasse 
Der Eidgenössische Verband des reinrassigen Freiberger Pferdes setzt sich für die Erhaltung des Urfreibergers ein. Es handelt sich um eine gesamtschweizerische aktiv tätige Züchterschaft. Der Verband RRFB wurde am 23.8.2008 gegründet und finanziert sich auf privater Basis. Er wurde vom BLW bisllang nicht als Zuchtorganisation anerkannt. Der RRFB ist jedoch vom BLW als alleine für den Urfreiberger zuständig erklärt worden.
 
Ein weiteres Ziel des RRFB besteht darin, möglichst sparsam mit einfachen kostengünstigen Strukturen zu wirtschaften. (Dies wurde leider durch den erzwungenen Beitritt zum SFV zunichte gemacht.) Die Zucht der Urfreiberger wieder in bäuerliche Hände zu geben und entsprechende Einkommen zu ermöglichen. Die Motivation die Rasse zu erhalten, entspringt auch unter anderem der Erkenntnis über die Einzigartigkeit ihrer äußeren Erscheinung, die sich wohltuend von der Gleichförmigkeit heutiger Warmblutrassen abhebt.

Diese Rasse zeichnet sich auch durch ihre Vielseitigkeit im praktischen Einsatz aus. Ebenso wegen Ihrer guten Gesundheit, Robustheit, Anspruchslosigkeit, guten Charakters und einfacher Handhabung in der Ausbildung. Desgleichen durch ihren hochgradigen Wert als Genressource im Allgemeinen. Hinzu kommt die Freude und Genugtuung so ein Unikat unter den Pferderassen noch erhalten und behütet zu wissen. Dafür lohnt es sich unsererseits einzustehen und einzusetzen, um den Fortbestand dieser Rasse zu sichern. Zudem handelt es sich um die letzte schweizerische Pferderasse im Wirtschaftstyp; ein Vermächtnis unserer Vorfahren. Es soll auch nicht unerwähnt bleiben, dass der Ur-Freiberger eine Biodiversität darstellt im Sinne des Rio-Protokolls von 1991, in dem die Erhaltung der genetischen Vielfalt von Arten und Rassen zur Verpflichtung der unterzeichner Staaten auch der Schweiz wird.

Glossar
  RRFB                      Eidgenössischer Verband des reinrassigen Freibergerpferdes
  SFV                        Schweizerischer Freiberger Zuchtverband
  SNG                       Schweizerisches Nationalgestüt
  BLW                       Bundesamt für Landwirtschaft
  IGOFM                    Interessengemeinschaft zur Erhaltung der Oriiginal-Freiberger